Nachdem ich nun mein neues Stage-Piano, das Roland RD700 NX, seit mehreren Wochen jeden Tag spiele, möchte ich euch in diesem Post meinen persönlichen Testbericht vorstellen. Ich habe den Bericht ja vor ein paar Wochen schon mal auf Facebook gepostet, fand aber, dass er längerfristig auch hier auf die Seite und in den Blog passt.
Ich weiß, dass so ein Testbericht sehr individuell ist, aber vielleicht kann ja der Ein oder Andere von euch etwas damit anfangen, vor allem wenn ihr gerade mit dem Gedanken spielt, euch ein neues (hochklassiges) Stage-Piano anzuschaffen.
Ich habe den Bericht in 4 Themenbereiche gegliedert, nämlich „Klaviersounds„, „E-Piano-Sounds“ „Sonstige Sounds“ und „Benutzung“.
Teil 1: Klaviersounds
In diesem Teil geht es um die Sounds und da speziell um die Klaviersounds. Viele Stage-Pianos der Gegenwart bieten ja eine Vielzahl an Sounds. Am wichtigsten sind und bleiben aber (zumindest für mich) die Klaviersounds. Da ich in einigen meiner Bands ausschließlich gute Klaviersounds brauche, habe ich mir beim Testen sehr viel Zeit gelassen und die Klaviersounds sowohl über Boxen als auch über Kopfhörer getestet – und ich muss sagen, ich bin rundum zufrieden!
Roland (ich gebe meinen Instrumenten eigentlich keine Namen, aber in diesem Fall hat sich das fast aufgedrängt ;-) ) bietet grundsätzlich drei Kategorien von Klaviersounds mit jeweils zehn Variationen an.
1.) Concert
In dieser Kategorie finden sich Klassiker wie der „Concert Grand“ und weitere Konzertflügel. Die sind teilweise auch etwas matter und dezenter, was ja je nach Situation angebracht sein kann. Im Gegenzug dazu findet man aber auch einen härteren „Rock Grand“ oder ein herrlich verstimmtes „Honky-Tonk„-Piano.
2.) Studio
Die 10 „Studio„-Klaviervariationen sind nicht so brilliant sondern eher etwas zurückhaltender. So hat man die Möglichkeit auch nachträglich noch Effekte auf die Klavierspur zu legen, wenn man eine Aufnahme gemacht hat. Hier gefällt mir vor allem die Wärme der Sounds.
3.) Brilliant
Das wird wohl meine Lieblingskategorie für den Live-Einsatz im Bandkontext. Die Sounds sind sehr klar, teilweise sogar etwas scharf, was ich für live nicht schlecht finde, und somit sehr durchsetzungsfähig.
Insgesamt finde ich fast alle der 30 Variationen sehr gelungen. Die Sounds sind in der Höhe glasklar aber nicht dünn und in der Tiefe sehr voluminös aber nicht wummrig.
Es wird wohl noch etwas dauern, aber ich bin gespannt, welcher mein Lieblingssound wird..
Teil 2: E-Piano-Sounds
Neben den Klaviersounds sind mir, v.a. im Bandkontext, die E-Piano-Sounds sehr wichtig. Damit bin ich klanglich flexibler. Von einem warmen flächigen Klang bis hin zu harten oder verzerrten Klängen ist alles möglich.
Roland bietet beim RD-700NX auch bei dieser Soundgruppe wieder drei Kategorien, die nicht näher bezeichnet sind (1, 2, 3), mit jeweils 10 Variationen an.
Die erste Gruppe besteht aus Rhodes-Sounds.
Das erste Preset („Tine E.Piano„) ist hier gleich mein Favorit. Der Sound hat ein wunderbar leichtes Tremolo und klingt sehr warm und satt. Ideal für alles soulige!
Auch hier gibt es wieder eine sanftere Variante, aber auch Varianten mit wesentlich mehr Attack.
Da die Effect-Section von Roland (auf die ich später noch eingehe) nur begrenzt Effekte anbietet, werden manche Rhodes-Sounds bereits im Preset mit fehlenden Effekten belegt, so mit Phaser, Overdrive und Wahwah. Das Wahwah-Rhodes finde ich allerdings nicht so gelungen. Obwohl die Effekte Chorus und Delay in der Effect-Section zu finden sind, gibt es auch diese Effekte auf einem Rhodes als Preset.
In der zweiten Gruppe finden wir die Wurlitzer-Sounds. Die sind grundsätzlich härter als die Rhodes-Sounds. Aber natürlich gibt es auch hier verschiedene „Härtegrade“. Als im Preset integrierte Effekte werden Overdrive, Phaser und Rotary angeboten.
In der dritten Gruppe finden sich die Sounds, die man sich eigentlich unter E-Piano-Sounds vorstellt. Mich erinnern sie irgendwie immer an Balladen aus den 80ern.
Bei Roland sind diese Sounds aber klanglich so aufgemotzt, dass sie auf keinen Fall veraltet klingen. Hier werden typische Layer (Übereinanderlegen mehrerer Sounds) wie die Kombination mit Klavier, Glocken oder verschiedenen Pads angeboten.
Insgesamt kann man sagen, dass auch die E-Piano-Sounds äußerst gelungen sind!
Teil 3: Sonstige Sounds
Neben den Klavier- und Orgelsounds bietet Roland noch eine stattliche Palette anderer Sounds an, die in 10 Gruppen aufgeteilt sind.
Bei den Clavinet-Sounds bin ich leider nicht so wirklich fündig geworden. Aber dafür nutze ich auch eher mein zweites Lieblingsinstrument, das Nord Electro. Für die Orgeln eigentlich auch. Die sind beim Roland aber auch ganz brauchbar. Es gibt auch eine nette Funktion, mit der man Zugriegel simulieren kann.
Die Mallet-Klänge wie Vibraphon oder Marimba sind sehr schön. Die Streicher finde ich klasse, v.a. für Layers aller Art. Genauso die Pads. Wunderbar warm und voluminös! Die Abteilungen Gitarre und Bass nutze ich eigentlich gar nicht. Die Chöre sind ähnlich wie die Pads ganz brauchbar. Die Bläser- und Synthisounds muss ich erst noch im Bandkontext genauer testen. Es bleibt also spannend…
Teil 4: Benutzung
Die beiden Hauptgründe, weswegen ich mich für dieses Instrument entschieden habe, sind jedoch die Tastatur und die Bedienerfreundlichkeit.
Schon die Tasten selbst fühlen sich sehr hochwertig an und das Spielgefühl ist hervorragend. Zum einen ist ein kräftiger Widerstand der Tasten nötig, um nuanciert spielen zu können und dadurch einem richtigen Klavier nahe zu kommen. Zum anderen ist ein zu großer Widerstand bei langen Auftritten sehr anstrengend. Die Tastatur des RD-700 bietet hier aus meiner Sicht die perfekte Balance. Vom filigranen Pianissimo bis zum voluminösen Fortissimo ist alles drin.
Sehr überzeugt hat mich vor allem aber die Bedienerfreundlichkeit.
Alle Bedienelemente sind in einer vernünftigen Größe für den schnellen Zugriff auf der Bühne. Auf die meisten Funktionen hat man einen direkten Zugriff, ohne dass das Instrument dadurch mit zu vielen Knöpfen oder Tasten ausgestattet ist. Die Elemente sind übersichtlich angeordnet.
Besonders erwähnen möchte ich die Layer-Funktion. Hier habe ich die Möglichkeit Sounds übereinander zu legen. Das Besondere ist, dass man die Sounds sehr einfach zuschalten oder entfernen und auch deren jeweilige Lautstärke mittels Schieberegler sehr einfach steuern kann. Das ist sehr praktisch, wenn ich beispielsweise bei einem Song mit einem Klavier-Streicher-Layer im Solo das Klavier lauter und in der Strophe die Streicher stumm haben möchte. Diese Funktion ist aufgrund ihrer einfachen Bedienung wirklich sehr hilfreich.
Mein Fazit: Top-Gerät für „Vielspieler“
Soweit zu meinem persönlichen Testbericht. Ich bereue den Kauf auf keinen Fall und kann das (oder der!? :D) Gerät nur wärmstens weiterempfehlen, sofern ihr vor allem viele Studio- und Live-Termine spielt!
Mehr technische Details zum RD-700NX findet ihr hier…